Literaturtheoretische Fundierung und praktische Gestaltung der Interpretation im Lateinunterricht
Interviews mit Lehrkräften zur Dokumentation einer bisher unerforschten Schulpraxis
DOI:
https://doi.org/10.11576/pflb-7947Schlagworte:
Textinterpretation, Literaturdidaktik, Lateinunterricht, Unterrichtsplanung, Theorie der Interpretation, UnterrichtspraxisAbstract
Die Textinterpretation ist zentraler Bestandteil der Literaturunterrichts, der Lehrkräfte mit Blick auf theoretische Fundierung und didaktische Planung vor komplexe Herausforderungen stellt. In der Literaturdidaktik ist der Begriff der Interpretation ambivalent. Im Lateinunterricht wird diese Problematik besonders deutlich, da der Interpretationsbegriff in diachroner Perspektive uneinheitlich verwendet wurde und wird und literaturwissenschaftliche Theorien in der Ausbildung nicht systematisch genug vermittelt werden. Der vorliegende Beitrag untersucht, wie Lehrkräfte im Lateinunterricht mit literarischen Texten umgehen, ob literaturtheoretische Ansätze in die Interpretation integriert werden und wie diese bei der Planung Berücksichtigung finden. Empirische Untersuchungen zum Interpretationsverständnis in der altsprachlichen Fachdidaktik fehlen bislang völlig, und die vorliegende Arbeit untersucht erstmals empirisch die Integration literaturtheoretischer Ansätze im Lateinunterricht. Die Untersuchung basiert auf qualitativen Experteninterviews mit elf Lateinlehrkräften an Berliner Gymnasien, die mit einer inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse ausgewertet wurden.. Die Ergebnisse zeigen eine Zustimmung zur Relevanz der Interpretation, deren praktische Umsetzung im Unterricht jedoch häufig an organisatorischen und zeitlichen Restriktionen scheitere. Das Interpretationsverständnis variiert stark zwischen den Lehrkräften; hier wird die Ambivalenz des Begriffes deutlich. Es gibt unterschiedlich theoretisch fundierte Zugänge zur Interpretation, die von uns verschiedenen Kategorien zugeordnet werden (vorwissenschaftlich, existenziell und literaturwissenschaftlich). Promovierte Lehrkräfte tendieren eher dazu, literaturwissenschaftliche Theorien in den Unterricht zu integrieren, während andere sich hauptsächlich auf die sprachliche wie stilistische Textanalyse und pädagogische Aspekte der Textarbeit konzentrieren. Die Ergebnisse legen nahe, dass eine stärkere Integration literaturwissenschaftlicher Ansätze in die Lehrerausbildung notwendig ist, um die Interpretationsarbeit zu bereichern und zu systematisieren. Der Artikel schließt daher mit der Empfehlung, die Professionalisierung der Lehrkräfte zu stärken, um eine fundierte und konsistente Interpretationspraxis im Lateinunterricht zu gewährleisten.
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